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Verleihung des BAG-Förderpreises 2019, Kategorie Masterarbeit

22. Dezember 2020

Der BAG-Förderpreis 2019 für Masterarbeiten wurde heute an Elisa-Maria Praxmarer BSc MSc, Universität Wien, Fakultät für Lebenswissenschaften, verliehen. Der Vorstand der BAG gratuliert aufs Herzlichste!

Titel der Arbeit
The Bony Pelvis: Macroscopic Analysis of the Frequency and Morphology of the so-called Scars of Parturition and their Relationship with Sex, Age, Body Mass and Pelvic Dimensions

Abstract

Die Theorie über die Entstehung und Ausprägung der so genannten “Geburtsnarben” und insbesondere ihre mögliche Verwendung bei der Bestimmung des Verlaufs der Parität ist unter Anthropologen nach wie vor umstritten. Trotz zahlreicher Studien sind die Ergebnisse zum Teil widersprüchlich, so dass ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen den Beckennarben und Schwangerschaft und Geburt noch nicht abschließend nachgewiesen werden konnte. Da Skelettsammlungen mit Informationen über die Paritätsgeschichte weiblicher Individuen selten sind, besteht der beste Ansatz darin, die Beziehung zwischen Narbenbildung und anderen potenziellen Faktoren, die ihre Entstehung und Manifestation beeinflussen, zu untersuchen. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Variabilität der Morphologie und Häufigkeit der Geburtsnarben, d. h. der dorsalen Schambeingruben, des Schambeinhöckers und des präaurikulären Sulkus, in einer litauischen Skelettsammlung zu messen und zu beobachten, die von der Universität Vilnius zur Verfügung gestellt wurde und 170 männliche und 130 weibliche Individuen umfasst. Die Körpermasse wurde geschätzt und Messungen des Beckengürtels wurden vorgenommen. Die Beckennarben, die Beckenmaße und die geschätzte Körpermasse wurden in Abhängigkeit von Geschlecht und Sterbealter verglichen. Außerdem wurde der Zusammenhang zwischen Narben, Beckenmaßen und Körpermasse untersucht. Die statistische Analyse zeigte, dass Narben im Beckenbereich bei beiden Geschlechtern vorhanden waren, jedoch war das Ausmaß und die Häufigkeit bei den Frauen deutlich größer. Die Narbenmerkmale waren auch in allen Altersgruppen zu finden, wobei die Häufigkeit und Ausprägung der Abdrücke mit zunehmendem Alter entweder zunahm oder unverändert blieb. Der Korrelationstest ergab einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen der Schamlänge und dem Durchmesser des Schambeinhöckers sowie zwischen der vorderen oberen Wirbelsäulenbreite und der Höhe des Schambeinhöckers bei den Frauen. Ein signifikanter negativer Zusammenhang wurde zwischen dem Abstand der Sitzbeinhöcker und der Ausdehnung des Schambeinhöckers sowie der Schambeinlänge und der Sulkusbreite bei Frauen festgestellt. Die Körpermasse korrelierte signifikant negativ mit der Tuberkelhöhe, der Sulkuslänge und der Sulkusbreite bei den Frauen. In der jüngsten Altersgruppe zeigte die Körpermassenschätzung eine positive Beziehung zur Grubenlänge, während sie bei Erwachsenen mittleren Alters negativ mit der Länge und Breite des präaurikulären Sulkus korreliert war. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schwangerschaft und Geburt nicht die primären Faktoren sein können, die eine Vernarbung des Beckens verursachen. Auch die Körpermasse hat keinen wesentlichen Einfluss auf die Narbenbildung. Stattdessen könnten die Architektur des Beckens und die gewichtstragende Funktion des Beckens in erster Linie zur Narbenbildung beitragen. Frauen weisen einen flexibleren Beckengürtel mit größerer Beweglichkeit auf, was die Belastung der Beckenbänder erhöht und somit die Narbenbildung verursacht. The theory behind the formation and manifestation of the so-called „scars of parturition“ and particularly their possible use in determining parity history is still a debated issue among anthropologists. In spite of large amounts of studies, the results are in part contradictory and hence, a true relationship between the pelvic scars and pregnancy and childbirth could not be conclusively shown yet. Since skeletal collections with information about the parity history of female individuals are rare, the best approach is to investigate the relationship of scarring with other potential factors influencing its formation and manifestation. The aim of the present study was to measure and observe the variability of morphology and frequency of the parturition scars, namely the dorsal pubic pits, the pubic tubercle, and the preauricular sulcus, in a Lithuanian skeletal collection provided by the University of Vilnius comprising 170 males and 130 females. The body mass was estimated and measurements of the pelvic girdle were taken. The pelvic scars, pelvic dimensions, and body mass estimates were compared according to sex and age at death. Further, the relationship between scarring, pelvic measurements, and body mass was examined. The statistical analysis showed that pelvic scarring was present in both sexes, however, the degree and frequency was significantly greater in females. The scar features were also found among all age groups, whereby the incidence and manifestation of the imprints either increased or remained unchanged with advancing age. The correlation test revealed a significant positive relationship between pubic length and pubic tubercle diameter and the anterior upper spinal breadth and the tubercle height in females. A significant negative association was found between the distance of the ischial spines and the extension of the pubic tubercle and the pubic length and sulcus width in women. Body mass correlated significantly negatively with the tubercle height, sulcus length and sulcus width in the female sample. In the youngest age group, the body mass estimate showed a positive relationship with pit length, whereas in middle-aged adults it was negatively correlated with the preauricular sulcus length and width. The results indicate that pregnancy and childbirth cannot be the primary factors that cause pelvic scarring. Also, body mass does not affect scar formation substantially. Instead, pelvic architecture and the weight-bearing function of the pelvis might contribute primarily to its formation. Females exhibit a more flexible pelvic girdle with greater mobility, which increases the strain acting on the pelvic ligaments and hence, causes scar formation.

Details

Datum:
22. Dezember 2020
Veranstaltungskategorien:
,
Webseite:
https://twitter.com/BAG_Oesterreich/status/1341682503095083011

Veranstaltungsort

online

Veranstalter

Bioarchäologische Gesellschaft Österreichs
E-Mail
info@bag.or.at
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