Pflanzliche Überreste in der Archäologie

Pflanzliche Organismen sind die Grundlage nahezu sämtlicher Nahrungsketten und dominieren schon allein durch ihre schiere Menge nahezu alle Landökosysteme – sie bilden mehr als 90% der terrestrischen Biomasse! Allein schon dadurch sind Pflanzen ein ganz wesentlicher Schlüssel zum Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt, und eines der Hauptforschungsgebiete der Umweltarchäologie.

Sie finden sich in kulturanthropologischen Fragestellungen in verschiedensten Rollen wieder. An erster Stelle sind sie natürlich direkte oder indirekte Grundlage jeglicher menschlichen und tierischen Ernährung. Außerdem gibt es neben dem wichtigsten biogenen Werkstoff der Menschheitsgeschichte (Holz!) auch eine Vielzahl weiterer Rohmaterialien pflanzlicher Natur. Pflanzen sind Grundstoff für Heilmittel, Waffen, Werkzeuge, Schmuck, Gebäude. Sie können Brennmaterial sein, Handelsgut, Ausdruck von Status, Objekt der Verehrung, und vieles mehr.

Die Vielzahl der Kontexte und der Materialien bedingt auch eine große Zahl von Methoden, um sich den zugrundeliegenden Fragen zu nähern.

So erkundet die Archäobotanik die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Pflanze vor allem anhand von pflanzlichen Großresten aus archäologischen Grabungen – Objekten, die größenmäßig meist im Millimeter- und Halbmillimeterbereich angesiedelt sind, in seltenen Fällen auch einige Zentimeter messen können. Erhaltungsbedingt sind diese Pflanzengroßreste meist Früchte oder Samen, Holz- und Holzkohlenreste, und in seltenen Fällen auch andere Pflanzenreste wie Nadeln/Blätter oder anderes.
Die Fragestellungen an die Archäobotanik sind häufig mit der Landwirtschafts- und Umweltgeschichte der untersuchten Epoche verbunden:

  • Welche Qualität hatten die bebauten Böden, und wie wurden sie bewirtschaftet? Wo befanden sich die Äcker und Gärten?
  • Lieferte die landwirtschaftliche Produktion Überschüsse, oder mussten Nahrungsmittel importiert werden?
  • Welche Kulturpflanzen wurden in einem Gebiet angebaut?
  • Welche Rückschlüsse auf Böden und Klima lassen sich aus dem Spektrum der Kulturpflanzen und der Ackerbegleitflora ziehen?
  • Wie war die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte räumlich in der Siedlung organisiert? Wo wurde gedroschen, wo befanden sich die Vorräte? Wo wurde gemahlen, gebacken und gekocht?
  • Wurden Luxusgüter importiert?
  • Welche Rolle spielten die Nahrungspflanzen im sozialen Gefüge, beispielsweise in rituellen Aktivitäten?

Die Palynologie (Pollenkunde) nutzt für ihre Auswertungen Ablagerungen von Pollenkörnern, wie sie sich vor allem in Sedimenten unter Luftabschluss (Moore, Seeböden) hervorragend erhalten. Gemeinsam mit anderen Mikroresten (d.h. Objekten kleiner 0,1 mm: Pilz- und Farnsporen, einzellige Algen, Mikro-Holzkohlen, usw.) dienen die unterschiedlichen Pollenzusammensetzungen vorwiegend zur Erforschung lokaler und regionaler Veränderungen in der Vegetation, und damit auch der Landnutzung durch den Menschen. In weiterer Folge dienen die Ergebnisse von palynologischen Arbeiten auch als Proxy-Daten für klimatische Veränderungen, Erosionsprozesse u. ä.

Fragen an die Palynologie können beispielsweise sein:

  • Wie stark wurden die umgebenden Wälder einer Siedlung gerodet?
  • Gab es Veränderungen in der Erosion der Böden?

Größere Objekte aus Holz, können mit den Methoden der Dendrochronologie untersucht werden. Anhand der charakteristischen Breitenschwankungen der jährlichen Zuwachszonen im Holz können damit – eine entsprechende Datenbank (Chronologie) sowie eine Mindestanzahl auswertbarer Jahrringe im Objekt vorausgesetzt – jahrgenaue Datierungen vorgenommen werden. Und nicht zuletzt stellt die Dendrochronologie eine der wichtigsten Quellen für Kalibrierungsdaten für die Radiokarbondatierung dar.

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